Freitag, 4. Januar 2008

Rückreise von Namibia nach Deutschland

Café Zoo, Windhoek

Unser Rückflug nach Frankfurt startet erst am Abend. Den Tag nutzen wir für eine Erkundung der Museumslandschaft in Windhoek. Das Zimmer müssen wir war zwar nach dem Frühstück räumen, aber unser Gepäck können wir im Guesthouse deponieren und erhalten das großzügige Angebot, vor unserer Abreise im Guesthouse zu duschen. Der Tag beginnt gut und endet mit Überraschungen. Fotogalerie Windhoek
Wir beginnen unsere Kulturtour mit dem ältesten Gebäude Windhoeks, der "Alten Feste". Errichtet wurde die Festung von den deutschen Kolonialtruppen ab dem Jahr 1890, das inzwischen als das Jahr der Grundsteinlegung der Stadt Windhoek gesehen wird. Die Festung beherbergt heute ein Staatsmuseum für geschichtliche und nationalkundliche Themen. Auf der Straßenseite gegenüber befindet sich das Goethe-Institut. Wir halten das für den richtigen Platz, um dort unser Auto zu parken. In unmttelbarer Nähe zur Festung befindet sich ein Reiterdenkmal, das 1912 zu Ehren der in den Nama- und Herero-Kriegen gefallenen deutschen Soldaten errichtet worden ist. An diesem peinlichen Ort möchten wir uns nicht aufhalten und gehen schnell noch ein Stück weiter, um einen Blick auf die Christuskirche zu werfen, die als Wahrzeichen Windhoeks gilt. Errichtet wurde die Kirche in den Jahren 1907 bis 1910 unter deutscher Bauleitung. Bemerkenswert sind Jugendstilelemente der Architektur und die von Kaiser Wilhelm II. gestifteten bunten Glasfenster der Apsis.

Für den Besuch des Staatsmuseum in der Alten Feste ist kein Eintritt zu zahlen, aber eine Donation wird erwartet. Wir sind heute die ersten Besucher und bleiben während des Rundgangs auch nahezu unter uns. Die Ausstellung bringt uns den Freiheitskampf Namibias aus Sicht der Befreiungsbewegung SWAPO von der Kolonialzeit bis zur Gegenwart näher. Wir können durchaus einiges lernen, was sich jedoch bei uns nicht verfestigt, weil die Bezugspunkte fehlen. Formal ist die Präsentation schlicht und enttäuscht unsere Erwartung an ein Staatsmuseum. Wir assoziieren eher Heimatmuseen einer euopäischen Kleinstadt. Das Museumskaffee passt sich im Hinblick auf Größe, Stil und Angebot dem schwachen Besucheraufkommen und dem Stil des Hauses an. Trotzdem freuen wir uns über diese Option und nutzen sie gerne.

Unsere nächste Station soll die National Art Gallery sein, die einzige Art Gallery in Namibia für zeitgenössische Kunst des Landes. Der Besuch verspricht spannend zu werden und auch hier ist der Eintritt frei. Dass wir auch hier keine Besucherströme finden, macht uns zunächst nicht stutzig, sondern halten wir eher für typisch. Doch dann stellt sich heraus, dass die Art Gallery geschlossen ist. Grund und Dauer der Schließung können wir nicht ausmachen und fragen darum einen wichtig ausschauenden Herren, der aus dem Gebäude kommt. Er bestätigt, was wir selbst bereits erkannt haben und begründet den Status mit einer Umorganisation der Sammlung, die aber bald abgeschlossen sei. Da das Haus heute nicht mehr öffnet, ziehen wir weiter.

Unsere letzte Station ist das Owela Museum, das ebenfalls zum Staatsmuseum gehört und sich den Themen Natur und Kultur widmet. Hier dürfen wir erst einmal ein Eintrittsgeld von ca. 2,50 € pP entrichten. Für uns ist das eine moderate Größe, aber für namibische Verhältnisse mit einem durchschnittlichen Jahres-Pro-Kopf-Einkommen von 3.000 € ist das ein stolzer Betrag. Bei Berücksichtigung der extremen Ungleichverteilung der Einkünfte verschieben sich die Relationen weiter. Vermutlich handelt es sich bei diesem Museum um ein Angebot für Touristen und in der Realität sind uns auch nur ein paar Touristen begegnet. An der Kasse erfahren wir, dass das Museum eigentlich wegen einer Umorganisation geschlossen sei. Mit der Öffnung käme man den Interessenten entgegen, es seien jedoch Beeinträchtigungen in Kauf zu nehmen. In der Tat gleicht der Besuch einer Baustellenbesichtigung. Soweit Exponate und ihre Präsentationen zugänglich sind, werden auch hier unsere Erwartungen an ein Museum dieser Kategorie enttäuscht. Der Fehler liegt jedoch eher in unserer ethnozentristischen Erwartung, die von der eigenen Kultur geprägt ist und eine verwöhnte Konsumentenhaltung herausbildet, die hier nicht bedient wird.

Am Ende unseres Rundgangs besuchen wir noch einmal das Café Zoo zum Lunch auf der Terasse. Hier schließt sich der Kreis unserer Reise. Vor exakt zwei Wochen und etwa der gleichen Tageszeit haben wir auch hier gesessen und uns gefragt, was uns wohl weiter erwarten wird. Diese Fragen sind inzwischen vollständig beantwortet und die Qualität der Antworten stellt uns mehr als zufrieden. Für uns haben sich neue Horizonte in einer außergewöhnlichen Erlebnisqualität eröffnet, deren Intensität noch immer stark genug ist, um nach drei Jahren eine Dokumenation in Form dieses Blogs zu motivieren.

Das letzte Kapitel betrifft eine Panne, die nach dem Boarding des Flugzeuges auftritt und glücklicherweise nur eine Anekdote unserer Rückreise darstellt. Ausgelöst wird die Panne von einem Mädel des Kabinenpersonals, das beim Schließen der Flugzeugtüren ungewollt eine aufblasbare Notrutsche aktiviert, die für eine Emergency Evakuierung vorgesehen ist. Da eine kurzfristige Behebung der Pannensituation offenbar nicht möglich ist, setzen in dem ausgebuchten Flugzeug Spekulationen über das weitere Vorgehen ein, während sich im Hintergrund das Krisenmanagement berät. Nach etwa einer Stunde wird verkündet, dass die Maschine starten könne, wenn insgesamt 10 Passagiere auf den Rückflug mit dieser Maschine verzichten. Zurückgetretene Passagiere könnten einen Tag später fliegen und würden selbstverständlich auf Kosten der Airline in einem komfortablen Hotel in Windhoek untergebracht. Der eigentliche Anreiz des Rücktritts ist jedoch ein Freiflug von Frankfurt nach Windhoek und zurück. Ich möchte als erster die Hand heben, aber Gisela hat Skrupel wegen eines Fehltages in der Schule und hält meinen Arm fest. Im Laufe einer halben Stunde finden sich 10 Freiwillige, die jeweils unter donnerndem Applaus der übrigen Passagiere die Maschine verlassen. Den Rückflug können wir mit zweistündiger Verspätung antreten und erreichen Frankfurt ohne neue Probleme.   

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